Textatelier
BLOG vom: 07.07.2022

Der Tulpenbaum von Elsbeth Stoiber am Albis

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim

 


Blüte des Tulpenbaums
 

Im Juni 2022 sah ich im beeindruckenden Blütengarten von Alice Kneusslin in Schopfheim einen Tulpenbaum (Linodendron tulpifera), der vor über 30 Jahren gepflanzt wurde. Erstmalig erblickte ich diesen Exoten im Botanischen Garten von Basel und dann im Garten um das Holzhaus „Rosenstöckli“ in der Kniebrechstraße 6 in CH-8135 Langnau-Albis.

 


Rosenstöckli
 

Traumgarten am Albis
Der schöne 1800 Quadratmeter grosse Garten rund um das über 200 Jahre alte Gebäude, wurde von der bekannten Moulageuse (Herstellerin von Moulagen) Elsbeth Stoiber (1924-2014) gehegt und gepflegt. Hier gediehen etwa 200 Pflanzengattungen und besondere historische Rosen.

In der „Langnauerpost 79“ vom Herbst 1998 verfasste Bernhard Fuchs den Bericht „Kniebreche, Geschichte eines Hofes“. Über Frau Stoiber und dem Garten war das Folgende zu lesen: „Elisabeth Stoiber hat überall die Jahre ihren Garten zu einem kleinen botanischen Paradies gemacht. Da wachsen viele, selten gewordene einheimische Pflanzen einträchtig zusammen mit allerlei ebenso seltenen ausländischen Exoten. Mitten drin aber steht noch ein Zeuge alter bäuerlicher Kultur und Arbeit: ein 150jähriger Kugelbirnbaum (Schweizer Wasserbirne).“

2004 war ich schon einmal anlässlich des „Tags der offenen Gartentür“ dort. Den zweiten Besuch unternahm ich am 21.06.2009. Ich wollte unbedingt den Tulpenbaum (Liriodendron tulipifera) fotografieren. Frau Stoiber machte mich anlässlich eines Telefongesprächs darauf aufmerksam, dass der Tulpenbaum in ihrem Garten 2-stämmig sei.  Bei diesem hängen die Äste weit herunter, und so ist es möglich, schöne Blüten- oder Knospenaufnahmen zu machen. Das tat ich dann ausgiebig. Der Anblick des Baumes mit seinen einigen hundert Blüten und Knospen war phänomenal.

Frau Stoiber, die den Tulpenbaum vor über 20 Jahren selbst gepflanzt hatte, erzählte mir, dass einmal 25 Personen unter dem Baum die Kühle genossen haben. Im Sommer liegt die Temperatur unter den tief herabhängenden Zweigen um 12 °C niedriger als in Zonen mit direkter Sonnenbestrahlung.

Besonders beeindruckend war die mit Grünpflanzen überwuchernde Südseite des Hauses mit dem davor gelagerten Garten. Das war 2009. Ob es heute noch so aussieht, ist mir nicht bekannt. Werde mich noch bei der Gemeindeverwaltung Langnau erkundigen.

Schön, aber giftig
Der Tulpenbaum ist im östlichen und südöstlichen Nordamerika heimisch. Er gehört bei uns zu den nicht einheimischen Pflanzen (Neophyten). Die Baumart wird den Magnoliengewächsen zugerechnet. Bäume können eine Höhe von 25 bis 35 m erreichen. Im botanischen Garten von Marburg steht ein 40 m hoher Tulpenbaum.

Sehr schön sind die Blütenblätter, die an der Basis bläulich-grün, darüber gelb-orange und dann wieder grünlich sind. Die Blütezeit ist von April bis Mai.

Und eins hat mich ebenfalls überrascht, als ich Näheres über den Baum erfuhr. Alle Teile des Baumes, insbesondere das Holz und die Rinde, sind für den Menschen schwach giftig. Im Holz ist das Alkaloid Glaucin, in der Rinde sind digitaloide Stoffe und in den Blüten saponinartige und cyanogene Verbindungen enthalten.

Die Nordamerikaner nutzen das Stammholz des Tulpenbaums zur Herstellung von Türen, Fenstern, Furnieren, Sperrholz, Verschalungen, Regalen und Gussformen. Hergestellt werden daraus auch Körbe, Musikinstrumente und Särge, aber auch Bleistifte und Zündhölzer. Auch für die Zellstoff- und Papierherstellung wird das Holz genutzt. Auch Bienen lieben den Baum. Pro Saison liefern junge Bäume bis zu 3,6 kg Nektar. Dies entspricht etwa 1,8 kg Honig.

Vorschau: Über einen weiteren Exoten, dem Trompetenbaum,  wird in einem gesonderten Blog berichtet.

 

Anhang: Blogs im Textatelier:
Moulageuse Elsbeth Stoiber: Auf und Ab eines Lebenswerks:
https://www.textatelier.com/index.php?id=996&blognr=1323
Stoiber-Traumgarten: Historische Rosen, exotische Bäume:
https://www.textatelier.com/index.php?id=996&blognr=2996
Botanischer Garten Basel: Taschentuchbaum, Buddhas-Hand:
https://www.textatelier.com/index.php?id=996&blognr=2944&autor=Heinz%20Scholz
www.langnauamalbis.ch

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